Wir leben in einem Zeitalter des Massenaussterbens, und jedes Mal, wenn wir die Zeitung aufschlagen, findet sich da irgendeine schreckliche neue Statistik über irgendetwas. Diese Statistiken ändern sich jeden Tag, sodass wir ständig von ihnen bombardiert werden. Es ist verstörend, da noch mitkommen zu wollen: Es ist, als ob man geohrfeigt würde. Wir brauchen ein bisschen Gewaltlosigkeit. Ich denke, wenn man wirklich lächeln kann, kann man auch weinen. Ich glaube, dass es gerade jetzt sehr wichtig ist zu lernen, wie man ein Gefühl echter Traurigkeit entwickelt – was nicht unbedingt ein Gefühl von Depression ist (das ich sehr gut kenne), sondern von leichter, zarter Beschaffenheit ist, das nur traurig ist, weil man es nicht greifen kann. Das ist eher wie eine Flüssigkeit. Du hast etwas angesprochen: Objekte sind nicht unbedingt Festkörper. Meine Auffassung ist, sie sind eher wie Flüssigkeiten – man kann sie nicht wirklich greifen.

Timothy Morton, Philosoph*in

Timothy Morton: „I Walked into the Future and Was Welcomed: Olafur Eliasson and Timothy Morton in Conversation“, in: Olafur Eliasson. Sometimes the River is the Bridge, Tokio 2020, S. 129.