Warum dafür plädieren, dass Materie belebt ist? Weil ich vermute, dass die Vorstellung von einer toten oder gänzlich instrumentalisierten Materie die menschliche Hybris und unsere erdzerstörenden Eroberungs- und Konsumfantasien nährt. Sie tut dies, indem sie uns daran hindert, etwas wahrzunehmen (zu sehen, zu hören, zu riechen, zu schmecken, zu fühlen): nämlich ein grösseres Spektrum nicht-menschlicher Einflüsse, das außerhalb und innerhalb unserer menschlichen Körper zirkuliert. Diese materiellen Einflüsse, die uns unterstützen oder zerstören, bereichern oder behindern, erheben oder erniedrigen können, verdienen zumindest unsere Aufmerksamkeit, wenn nicht gar unseren ‚Respekt‘ (sofern wir den Begriff über seinen Kantʼschen Sinn hinaus erweitern). Vielleicht ist die Vorstellung von einer an sich unbelebten Materie einer der Hinderungsgründe für das Entstehen ökologischerer und nachhaltigerer Produktions- und Konsummodelle.

Jane Bennett, politische Theoretikerin und Philosophin

Jane Bennett: Vibrant Matter, Durham, North Carolina, 2009, S. IX.